Die Geschichte der «Alpenrose»

Seit 1999 pulsiert wieder das Leben, wo vorher jahrzehntelang eine Bauruine das Ortsbild am Dorfeingang prägte. Mit diesem Werk ist ein altes Wahrzeichen von Sils neu auferstanden.

Die Geschichte der «Alpenrose» begann mit einem markanten Wohnhaus, das um 1850 zum Post- und Telegrafenamt umgenutzt wurde, 1862 erweiterte Chr. Nadig das Gebäude um einen seewärtigen Flügelanbau. Den Eingang erlegte er zur Silser Ebene hin. Damit schuf er die bauliche Voraussetzung zum ersten Hotel von Sils Maria.

1874 und 1894 richtete er im Erdgeschoss eine Arvenstube und im ersten Obergeschoss einen eleganten Salon mit Arventäfer und Stuckdecke ein. Durch, Erweiterung des Westflügels erhöhte er die Bettenkapazität auf 60.

1879 pachteten Ludwig und Anna Barblan-Büergna aus Zuoz das Hotel und das dazugehörende landwirtschaftliche Gut. Das Hotel gedieh prächtig, nicht zuletzt dadurch, dass Barblan seine Gäste persönlich per Pferd in Chur, Chiavenna und Landeck abholte. Nachdem er 1902 verstorben war, führte sein Sohn Ferdinand zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester Annigna den Hotelbetrieb weiter. 1908 wurde das Hotel im Bündnerstil umgebaut, eine zweigeschossige Veranda angefügt und das Gebäude mit Mansardendächern aufgestockt. Dadurch war es möglich, 105 Gästebetten unterzubringen. Es folgten vereinzelte Bädereinbauten. Doch die fehlende Bereitschaft der Hotel Alpenrose AG, in notwendige Neuerungen zu investieren, entmutigte den initiativen Hotelier. Er kündigte den Pachtvertrag. Es folgten sechs Hoteldirektoren.

1974 schloss die Alpenrose und verlotterte seither zur Ruine. Phantasie- und Spekulationsprojekte ohne Hand und Fuss jagten sich im Laufe der Jahre. Eine eigentliche Wende trat erst mit der Baugesellschaft Alpenrose (heute Residenza Alpenrose AG) ein. Sie unterbreitete der Gemeinde ihr Konzept, bestehend aus einem Dreisterne-Hotel mit 88 Gästebetten und, davon losgelöst, 25 Eigentumswohnungen und 20 Wohnstudios für Ortsansässige.
Der Baubeginn war auf Herbst 1996 geplant; für das Frühjahr 1998 rechnete die Baugesellschaft mit der Fertigstellung. Das wohlproportionierte Bauwerk gefiel den Stimmbürgern von Sils. Am 10. April 1995 genehmigten sie den Quartierplan Alpenrose einstimmig.

Die solide Eigenkapitalbases der initiativen Engadiner Investoren liess hoffen, dass die Bereitstellung eines Baukredits reine Formsache sei. Doch es kam anders: Die Kreditgeber attestierten der Baugesellschaft zwar eine sehr gute Bonität, bezeichneten die seit 15 Jahren bestehende Silser Nullprozent-Quote für den Erwerb von Wohneigentum durch Personen im Ausland jedoch als eigentliches Hindernis für eine Kreditgewährung. Die Argumentation der Banken war verständlich: Während Schweizer Interessenten Wohneigentum vorzugsweise erst kurz vor Bezugsbereitschaft kaufen, sind ausländische Interessenten in den meisten Fällen bereit, Wohneigentum bereits ab Plan zu erwerben. Ihre verbindlichen Kaufpreiszusagen im Planungsstadium und die Bezahlung nach Massgabe des Baufortschritts hätten Geldmittel für das Hotelprojekt freigemacht. Das hätte aber nur gelingen können, wenn die Stimmbürger von Sils bereit gewesen wären, die Nullquote für den Verkauf an Personen im Ausland zu lockern. Die Gemeindeversammlung vom 1. November 1996 entschied jedoch anders.

Die Gegenwart
Mit diesem negativen Entscheid hat die Gemeindeversammlung auch dem Hotelprojekt den Todesstoss vesetzt. Denn es war klar, das damit die finanzielle Basis für eine gemische Arealnutzung mit Hotel und Wohnungen nicht mehr gegeben war. Die Residenza Alpenrose AG als Bauherrin liess sich aber dadurch nicht entmutigen. Man verzichtete auf einen Hotelteil und trieb die Realisierung einer reinen Wohnüberbauung mit öffentlichem Restaurant voran. Entstanden ist eine Arealüberbauung mit 10 Wohnungen und einem Restaurant im so genannten Kopfbau, 19 Wohnungen im Westflügel, 7 Wohnungen in dem als Turm ausgestalteten Gelenkbau, 6 Wohnungen im Längsbau und 20 Studios (sog. Erstwohnungen) im Querbau.

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